Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie basiert auf der Grundlage der von Sigmund Freud entwickelten Psychoanalyse, die inzwischen durch andere Ansätze wie die Objektbeziehungstheorie, die Selbstpsychologie, den von der Sprachforschung ausgehenden Ansatz Lacans oder moderne integrative Konzepte aus der Traumaarbeit erweitert worden ist. Unbewussten seelischen Vorgängen wird in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ein zentraler Stellenwert für die Erklärung menschlichen Verhaltens und Erlebens beigemessen.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie versucht seelisches Leiden auf der Grundlage einer frühkindlich erworbenen Struktur zu verstehen. Kommt es in der Kindheit zu Entbehrungen, Verlusten, Überforderungen oder Traumatisierungen, können in der seelischen Entwicklung Schutzmechanismen oder Anpassungsvorgänge auftreten, die im späteren Leben störanfällig bleiben, insbesondere in schwierigen Lebensphasen. Im Rahmen dieser biographisch erworbenen Disposition können unter ungünstigen Rahmenbedingungen später schwerwiegende Konflikte entstehen, etwa zwischen dem Bedürfnis nach Selbständigkeit oder dem nach Bindung und Nähe. Es können aber auch Identitätskonflikte oder Gewissenskonflikte vorherrschen.
Eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zielt darauf, anhand der aktuellen Problemsituation den lebensgeschichtlich vorgeprägten Konflikt in seiner ganzen biographischen Bedeutung erleben und verstehen zu können, um hierdurch Veränderungsmöglichkeiten zu schaffen. Es kann zu einer Neubewertung der eigenen Lebenswirklichkeit, zur Annahme oder zum Bewusstwerden von bislang nicht wahrgenommenen oder nicht gelebten eigenen Persönlichkeitsanteilen oder Bedürfnissen kommen. Letztlich sucht also die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie wie die Verhaltenstherapie nach neuen Lösungswegen, Veränderungen und Zielen.